„Die Energiewende ist
neben der Mobilität und der Infrastruktur eines der wichtigsten Themen
der Zukunft“, so Oberbürgermeister Gunter Czisch bei der Eröffnung des
Smart Grid Labors. Mit dem neuen Labor legt die Hochschule
Ulm den Grundstein für die realitätsnahe Forschung an dezentralen
Energiesystemen. Mitarbeiter der Smart Grid Forschungsgruppe führten die
fachlich Interessierten durch die Labore am Campus
Eberhard-Finckh-Straße, um die einzelnen Bausteine des gesamten
Projektes zu erläutern.
Die sichere Kommunikation zwischen den Gateways der verschiedenen lokalen Geräte und Anlagen gilt als eine der größten Herausforderungen, die es zu bewältigen gibt. Im Smart Grid Labor der Hochschule Ulm sollen zukünftig Lösungen erprobt und bewertet werden, um die geschützte Informationsübertragung in der Energiewirtschaft zu bewerkstelligen. „Das Labor, das in den letzten fünf Jahren mit einem Investitionsvolumen von insgesamt 500.000 Euro aufgebaut wurde, liefert mit seinen technischen Möglichkeiten einen großen Beitrag zur Energiewende“, so Professor Heilscher, Leiter der Smart Grids Forschungsgruppe.
Die Hochschule Ulm unterstützt mit ihrem neuen Labor das Land Baden-Württemberg bei der Einhaltung der 2020 Ziele der EU sowie der Klimaübereinkunft von Paris. Demnach soll der Kohlendioxidausstoß zum Jahr 2020 im Vergleich zum Jahr 1990 um zwanzig Prozent reduziert werden. Auch der Anteil der erneuerbaren Energien soll bis zum Jahr 2020 bei zwanzig Prozent liegen.
Bürgermeister Gunter Czisch zeigte sich begeistert vom Projekt Smart Grid und begrüßt die Zusammenarbeit zwischen der Hochschule Ulm und den Stadtwerken Ulm. Mit der Forschung in den neuen Laboren kann das Energiesystem der Zukunft nun unter realen Bedingungen getestet werden. Beim Neubau der Hochschule Ulm auf dem Oberen Eselsberg soll die Smart Grid Technik dann im Realbetrieb Verwendung finden.
Smart Grid Labor
Wo bisher wenige große zentrale Kraftwerke die Energieversorgung abgesichert hatten, entstehen heute Millionen von kleinen lokalen Kraftwerken, welche Biomasse, Windkraft oder Solarenergie nutzen und gemeinsam dezentrale Kraftwerke bilden. Damit das Zusammenspiel dieser vernetzten Energiesysteme reibungslos funktioniert und die Funktion und Qualität der Energieversorgung erhalten bleibt, steigen die Anforderungen an die Kommunikation im Energienetz. Seit vielen Jahren fordern deshalb Experten der Energiewirtschaft ein abgesichertes Energie-Informations-Netz, welches jetzt mit dem Aufbau der Smart Meter Gateway Infrastruktur entsteht. Gleichzeitig müssen diese dezentralen Energiesysteme in immer größerem Maße auch die Stabilität der Energieversorgung durch sogenannte Systemdienstleistungen sicherstellen.
An mehreren Testplätzen werden Solarwechselrichter, elektrische Energiespeicher, Power-to-Heat-Anwendungen oder Elektro-Ladesäulen in ein intelligentes Verteilnetz integriert und dort auf Kommunikationsfähigkeit und die sichere Funktion der Systemdienstleistungen geprüft. Sind die dezentralen Energiesysteme, flexiblen Lasten und Speicher in der Lage, die Sprache des intelligenten Stromnetzes korrekt zu verstehen und selbst zu sprechen? Mit einem Stromnetzsimulator lassen sich unterschiedliche Netzzustände im Labornetz aufprägen, welche von den neuen Komponenten korrekt gemeistert werden müssen. Die experimentelle Verteilnetzleitwarte empfängt die Informationen der Teilnehmer des intelligenten Stromnetzes, errechnet daraus die lokalen Netzzustände und sendet Steuerbefehle an die dezentralen Energiesysteme und flexiblen Lasten.